Wer legt eigentlich fest, wann, wie lange, wo und warum man weinen darf? Wer schreibt uns vor, wie lange wir trauern dürfen und wie wir unsere Gefühle äußern? Jeder Mensch fühlt anders und jeder Mensch geht auch anders mit Gefühlen um. Warum können wir uns in unserer Andersartigkeit nicht so akzeptieren wie wir sind, anstatt uns hinter einer Maske verstecken zu müssen?
Viel zu oft wird von uns erwartet zu funktionieren, nicht in der Öffentlichkeit zu weinen, sich „im Griff“ zu haben oder gar andere nicht mit unserer Traurigkeit zu belasten oder zu verunsichern. Dürfen wir nur unseren Gefühlen Ausdruck geben, wenn wir mit ihnen alleine sind?
Es gibt Menschen, die können nicht gut Gefühle zulassen, sie wirken stark, taff und machen das mit sich aus und reden nicht darüber. Es gibt aber auch sehr emotionale Menschen, die ihre Gefühle schlecht verbergen können. Wer schnell weint, wird als emotional schwach angesehen oder bekommt Depressionen zugeschrieben. So empfinde ich es leider sehr häufig in unserer Gesellschaft. All zu schnell bekommt man ein Etikett aufgedrückt, anstatt mal hinter die Fassade zu schauen und sich zu fragen, was den Menschen bewegt, was ihn geprägt hat, was seine Ängste sind und warum er vielleicht anders ist, als man selbst. Wie oft müssen wir uns rechtfertigen und erklären, wenn wir vielleicht emotionaler oder sensibler sind als andere?
Dabei sind wir doch alle individuelle Wesen und keine Roboter, die einprogrammiert werden und zu funktionieren haben, oder?